BERGCHALET FEIERT MINIMALISTISCHES DESIGN

Unweit des französischen Skiorts La Clusaz liegt das Bergchalet Mountain House in Manigod, ein Dorf am Fuße der Aravis-Bergkette in der Region Auvergne-Rhône-Alpes. Für ihre Adaption der ortstypischen Baukultur analysierten die Architekten von Studio Razavi Architecture den historischen Baubestand, um in Kubatur, Materialität und den Details den lokalen Stil auf moderne Art und Weise neu zu interpretieren.

Das geschah keineswegs nur freiwillig, wie die Architekten berichteten. In diesem gut erhaltenen Alpental lassen strenge architektonische Richtlinien nämlich nur sehr wenig Freiheit des architektonischen Ausdrucks zu. Alles, vom Höhen- und Breitenverhältnis des Gebäudes bis zur Dachneigung, über Baumaterial und Fenstergrößen, wird streng kontrolliert, um das durchzusetzen, was lokal als Schutz des Erbes wahrgenommen wird, aber de facto eine Lagerarchitektur schafft, die endlos traditionelle Berghäuser nachahmt.

Entsprechend sorgfältig sei die Analyse historischer Gebäude gewesen, um diese Einschränkungen zu umgehen.
Der Sockel des 200 Quadratmeter großen Chalets besteht aus Ortbeton und nimmt mit seiner Nutzung die historische Anmutung von Ställen und Werkstätten auf. Über dem massiven Sockel stapeln sich zueinander versetzte Holzboxen und bieten so Schutz vor den klimatischen Bedingungen.

Wenig Freiheit des architektonischen Ausdrucks schafft de facto eine Lagerarchitektur

Im Kontrast zur äußeren Klarheit erzeugt die Abfolge der Innenräume eine wohltuende Spannung: Die Wohnräume werden mit jedem Stockwerk höher und heller und lassen zunehmend Lichteinfall und Ausblicke zu. Der Höhepunkt wird im obersten Stockwerk erreicht: Im Wohnbereich mit Kamin rahmt ein raumhohes Panoramafenster im Winter die Schneelandschaft draußen ein und bietet einen atemberaubenden Blick auf die Berge. Die Schlafzimmer mit den angeschlossenen Bädern befinden sich im ersten Stock. Im Inneren sind die Wände mit Holzpaneelen verkleidet, die eine gemütliche und warme Atmosphäre schaffen. Akzente setzen die Küche, die in Schwarz matt gehalten ist, und die Möbel, die mit Sorgfalt für den Ort ausgewählt wurden.

Für die Bäder und den Saunabereich wählten die Architekten eine Kombination aus Holz und großflächigen, dunklen Natursteinplatten. Die präzisen Arrangements der Flächen spielen mit der optischen Illusion zwischen hell und dunkel, warm und kalt. Auch die Waschtische und Armaturen mussten den gestalterischen Ansprüchen genügen, was die Bäder letztlich zu einem Gesamtkunstwerk machte. Ein Highlight in diesem Szenario war die Waschtischarmatur „Tara“ (von Dornbracht), die es in den drei Jahrzehnten ihrer Existenz nicht nur zum Klassiker wurde, sondern auch zum Archetyp eines modernen Armaturendesigns. Für die Waschtische selbst fiel die Wahl auf die wandhängende Variante der Alape MC-Serie. Bei der Dusche entschieden sich die Bauherren für die Serie „Meta“ (ebenfalls Dornbracht). Mit ihren klaren Linienführungen komplettieren sie das minimalistische Design des Chalets.

Der Wohnbereich im obersten Stock bietet durch das raumhohe Panoramafenster einen atemberaubenden Blick auf die Berge.

Info:

Die Archetypen sind ein Konzept, das der Schweizer Psychiater Carl Gustav Jung in den 1930er Jahren entwickelt hat. Sie beschreiben universale Urbilder oder Urfiguren, die mit bestimmten Emotionen, Eigenschaften und Zielen verbunden werden. Ein Archetyp steht also für eine symbolische Figur, die mittels sozialpsychologischer Lernprozesse über Generationen und Kulturen hinweg dieselben Emotionen und Assoziationen bei Menschen auslöst.

Architektur / Innenarchitektur: Studio Razavi Architectur
Design / Dornbracht-Serie Tara, Meta, Alape-Serie Waschtisch WT.MC800H
Fertigstellung: 2017
Fotos: Copyright: Dornbracht, Fotograf: Olivier-Martin Gambier