URSPRÜNGLICHES AMBIENTE FÜR MEHR FREUDE IM BAD

Alle zwei Jahre geht es auf der Mailänder Möbelmesse, die diesmal im Juni stattfand, auch ums Bad. Diesmal war es wieder soweit. Unsere Kolumnistin Uta Kurz war vor Ort und ist mit interessanten Eindrücken zurück gekommen. Rund, materialverliebt und edel zeigten sich die Neuheiten von Armaturen über Keramik bis hin zum Möbel. Der Slogan „upgrade your everyday“ des deutschen Herstellers Duravit schien über allen Messehallen zu schweben, denn die Präsentationen haben viel Verbundenheit mit der Natur, Lebensfreude und Vielfalt ausgestrahlt.

Nach Jahren der farblichen Zurückhaltung, schwarzen Messeständen und immer dünner werdenden Wandstärken bei der Keramik kommt Leben zurück ins Bad. Aqua und Terra sind die wichtigsten Farben im Bad, denn sie repräsentieren das Wasser und die Erde. Damit kommt ein natürliches und ursprüngliches Ambiente zurück in den Alltag.

Um die Verbindung mit den Elementen nicht nur zu sehen, sondern auch zu spüren, sorgen wassersparende Duschen mit unterschiedlichen Strahlarten, gerne auch als Outdoor-Erlebnis, für eine prickelnde Auszeit. In Verbindung mit Hammam und Sauna sorgt der „Zen Style“ für eine kräftigende und intensive Begegnung mit dem eigenen Körper.

Gesehen bei Dornbracht, Cavolini, Gessi, Italas (v. l. n. r.)

Erdverbundene Kraftorte

Terra heißt die Farbe, die irgendwo zwischen Orange, Terracotta und Ocker angesiedelt ist. Sie erinnert an gebrannten Ton und hat somit genau so viel Erde wie Feuer in sich. Sofort werden Erinnerungen an den verspielten Landhausstil wach, der mit glänzenden Profilleisten und viel hellem Beige und hellblau daherkam. Doch die Rückbesinnung auf das erdige Element ist diesmal geometrischer, minimalistischer und archaischer. Die runden Formen passen gut zu den warmen, erdigen Farben und bieten einen schönen Kontrast zu den matten Oberflächen wie Messing, Stein oder recyclierten Materialien mit poröser Konsistenz. Ganz im Zeichen der Nachhaltigkeit werden hier Wandpaneele aus Hanf oder Kalkputz eingesetzt oder schon benutze Backsteine für neue Bauten wiederverwendet. Auch Möbel und Accessoires greifen auf natürliche Ressourcen zurück, die im Sinne der Kreislaufwirtschaft genutzt werden können. Holz, gepresstes Papier und recyclierte Materialien zeichnen sich durch eine individuelle Maserung oder unregelmäßig verteilte Farbpunkte aus, die dem Umfeld einen lebendigen Charakter geben. Dunkle, vergraute Wandflächen in moosigem c Grün bringen die natürlichen Farben zum Leuchten. Handgemachte Seifen und Grünpflanzen runden das Ambiente ab.

Gesehen bei sdr, London Art, Gessi, Globo v.l.n.r :

Es grünt so grün

Ausgleichend und harmonisierend wirkt das beruhigende, matte Grün auf die menschliche Psyche. Vielleicht ist das der Grund, warum sich die Menschen immer mehr Natur in den Innenraum holen. Die leicht vergrauten Grüntöne erinnern an mediterrane Kräuter oder schwedische Wälder. „Salbei“ heißt der Farbton, der nicht nur im Bad für Aufmerksamkeit sorgt, sondern auch im Wohnen und in der Mode angesagt ist. Die runden Objekte mit den organischen Formen sind voluminös und wirken, als wären sie aus dem Boden gewachsen. Mit sandfarbenen Bodenbelägen, hellgrauen Wänden und einfachen Hölzern im Hintergrund werden die vitalen Sanitär-Objekte gekonnt in Szene gesetzt. Terrazzo feiert ein fulminantes Comeback, nicht nur bei den Bodenbelägen. Auch Accessoires, Fliesen oder Waschtisch-Schalen zeigen die für Terrazzo so typische, fleckige Oberfläche, die aus dem Mix unterschiedlicher Materialien und Farben entsteht. Diese Optik entsteht auch beim Recycling, wenn „Müll“ geschreddert wird, um daraus neue Produkte zu machen. Da bei der Wiederverwendung bestehender Wertstoffe oft keine reinen oder klaren Farben mehr entstehen können, wirken recyclierte Materialien oft vergraut oder gepixelt.

Gesehen bei Globo, Axor, Lithea, Globo (v. l. n. r.)

Die Farben des Bades

Fast hört man das Rauschen des Meeres im Ohr, wenn man die blaugrünen Szenarien betrachtet. Wie die Nuancen des Wassers reicht auch das Bad-Interior von vielfältigen Blautönen bis hin zum salbeifarbenen Grün. Erfrischend und beruhigend wie ein kleiner Spaziergang am Meer soll der Besuch des Bades werden, der auch beim Anfassen der runden Formen mit den leicht rauen, matten Oberflächen auf Resonanz geht. Badausstatter Axor hat dafür eine neue Farbpallette entwickelt und auch Vitra verbindet im neuen Waschtischprogramm kreisrunde Waschbecken mit organisch geformten Möbeln und Regalen mit großzügig gerundeten Ecken. Eine dreidimensionale Fliese in den Farben Terra und Aqua lädt zum Anfassen ein und erinnert an wohlgeformte Ornamente und Punktraster.

Gesehen bei Italas, Italas, Cavolini, Sabath (v. l. n. r.)

Verheissungsvolles Licht

Licht an: Die Bühne gehört dem Waschtisch. Damit dieser richtig in Szene gesetzt werden kann, gibt es vielfältige Lichtkonzepte, die gerne auf indirektes Licht setzen. So werden Spiegel, Waschtisch und Regale von hinten beleuchtet, um die lineare Wirkung der Produkte zu unterstreichen. Geometrische Linien, Kreise und Rechtecke der Produkte werden so zu echten Hinguckern, was in Kombinationen mit gemütlicher Holzoptik besonders wohnlich wird und den aktuellen „Japandi Style“ gut zur Geltung bringt. Doch Vorsicht: Wer Sanitärobjekte von hinten oder unten beleuchtet, lenkt den Fokus des Betrachters auf Wand und Boden. Die positive Raumwirkung entsteht erst durch optimale, glatte Oberflächen oder haptische 3D-Strukturen, deren Schattenwurf dem Raum eine verführerische Tiefe gibt. Auffällig ist der Einsatz vieler, linear gerippter Holzflächen an Wänden und Möbeln. So entsteht ein lebendiges Spiel mit Licht und Schatten. Bei Möbeln ermöglicht diese Rippenoptik auch die Holzverkleidung runder Türen und organisch geformter Schränke.

Gesehen bei Globo, Dekor Walther, Ideal Standard, VitrA (v. l. n. r.)

Schwarz erzählt Geschichten

Inspiriert vom angesagten „Industrial Look“ bringt mattes Schwarz starke Kontraste ins Bad. Filigrane Metallgestelle und minimalistisches Design sorgen dabei für eine gewisse Strenge, die durch eine geometrische Formgebung unterstrichen wird. Nachdem diese maskuline Ästhetik mit linearen und superdünnen Wandstärken in den letzten Jahren auch von der Keramikindustrie aufgegriffen wurde, fallen bei der Keramik in Mailand nun gemütlich weiche Rundungen auf, die eher schwer und massig wirken. Der effektvolle Hochglanz der typischen Keramikoberfläche weicht dabei einer matten und weichen Optik. Im Dialog mit figurativen Tapeten, die wie großformatige Kupferstiche anmuten und Szenen einer natürlichen Waldlandschaft zeigen, bringen die neuen Trends eine besondere Atmosphäre ins Bad, die den Besucher auf eine Reise in eine andere Zeit mitnimmt. Zusammen mit den weichen Rundungen am Waschtisch entstehen so deutlich mehr Emotionen.

Der Text von Uta Kurz, alle Fotos: Uta Kurz, fotografiert auf der Mailänder MöbelmesseÎ

Unserer Kolumnistin Uta Kurz hat sich in Mailand selbst über die kreativen Produkte der Bad-Designer informiert und weiß noch mehr darüber als in ihrem Beitrag Platz fand. Wenn Sie mehr wissen wollen und mit ihr darüber diskutieren wollen, sie freut sich darauf: Uta Kurz uta.kurz@steinkeramiksanitaer.de (Coaching Innovation, Lütkeheide 55, 59368 Werne, Tel.: 02389-9249949, www.uta-kurz.de)

FAZIT:

Weich sind nicht nur die neuen Oberflächen, sondern auch die harmonischen Farbtöne, die für Wohlbefinden und Entspannung sorgen. Warum in die Ferne schweifen, wenn der Alltag auch zuhause so wunderbar inspirierend und erholsam sein kann?