Das Nationalmuseum für Kunst, Architektur und Design in Oslo vereint vier Museen unter einem Dach und ist damit das größte seiner Art im nordischen Raum: Die Sammlung umfasst rund 400 000 Objekte – Gemälde und Skulpturen, Zeichnungen und Textilien, Möbel und architektonische Modelle von der Antike bis zur Gegenwart. Etwa 5 000 davon sind in der Ausstellung zu besichtigen.
Architekt Klaus Schuwerk (Kleihues + Schuwerk) plante das ausgedehnte Ausstellungsgebäude in zentraler Lage am Hafen. Sein Entwurf war 2010 unter 238 Einreichungen mit dem ersten Preis im Architektur-Wettbewerb ausgezeichnet worden. Eine „stille Bühne“ für die Kunst, die die Aufmerksamkeit auf die Werke lenkt, wollte der Wahlneapolitaner damit schaffen. Es wurde ein Gebäudeblock, einer Festung ähnlich, das wie ein Felsmassiv erscheint, das mit dem Hafenareal verwachsen ist. Die „Süddeutsche Zeitung“ beschreibt den Bau denn auch als „irrwitzigen Quader, der in der Stadtbucht von Oslo gegenüber der Festung Akershus und gleich neben dem nun zierlich wirkenden cremefarbenen Nobel-Friedenszentrum in einem ehemaligen Bahnhofsgebäude aufragt“.
Wenige längliche Öffnungen an den Zugängen am Hafen und vom Stadtzentrum bilden Einschnitte in die graugrüne Natursteinhülle. Der Höhe nach passt sich der Gebäudekomplex der Umgebung an und „wächst” in nordwestliche Richtung, wo Bürohochhäuser mit Rasterfassaden dicht beieinanderstehen.
Überhaupt waren bei der Auswahl der Materialien Dauerhaftigkeit und ein geringer Wartungsaufwand wichtig; Schuwerk legte zudem Wert darauf, dass diese in Würde altern. Ökologische Aspekte spielten sowohl bei den Baustoffen als auch im Gebäudebetrieb eine große Rolle: Den Heiz- und Kühlbedarf deckt eine Wärmepumpe mit Meerwasser als Energiequelle. Das Design der Ausstattung sollte zeitlos sein, was bis in die Nebenräume zu spüren ist, wie zum Beispiel in den Sanitärräumen, wo Klassiker aus der Armaturen- und Sanitärwelt den Ton angeben. Speziell die Keramik kam Schuwerks Vorstellungen von Langlebigkeit und Robustheit und damit im besten Sinne Nachhaltigkeit sehr entgegen.
Norwegischer Schiefer prägt das monumentale Ausstellungshaus, ein Naturstein, der traditionell als Dach- und Fassadenmaterial verwendet wird. Für die Fassade wurde graugrüner Oppdal-Quarzit aus einem Abbaugebiet nahe Trondheim verwendet, einem der härtesten Gesteine der Welt. Der dunkle Schiefer-Sockel des 130 Meter langen Baukörpers orientiert sich in der Höhe an den Bestandsbauten. Quer darüber lagert ein heller Riegel, der sich deutlich abhebt: leicht und filigran, die transluzente Fassade fein unterteilt, in einer gänzlich anderen Materialität, die Schuwerk selbst „Alabasterhalle“ nennt. Der weiße Alabaster-Schimmer verwandelt sich bei Dämmerung in ein warmes Leuchten. Dahinter liegt das Herzstück des neuen Kunstmuseums, der Raum für Wechselausstellungen. Wenn er abends illuminiert wird, kehrt sich die magische Wirkung des Lichtes von innen nach außen und prägt so das Stadtbild.
Der Neubau umgreift die Altbauten wie ein großes „L“. Ein neuer Eingangshof führt Besucher in das Museum und dient als Außenbereich für das hauseigene Café. Breite Stufen führen zum zentralen Atrium, das mit den Dachterrassen verbunden ist. Von hier bieten sich atemberaubende Blicke auf den Fjord wie auch auf die Silhouette von Oslo.
Fotos: Iwan Baan, Danica O. Kus, Nasjonalmuseet
Über das Museum: https://www.nasjonalmuseet.no/
Über die Architekten: Klaus Schuwerk/Arbeitsgemeinschaft Kleihues + Schuwerk: https://kleihues.com/kontakt/