12. August 2024

Mit Hochdruck zum Staumauer-Gemälde

Die Staumauer im luxemburgischen Vianden hat es, ebenso wie die Staumauer in Vouglans (Frankreich), an der Oleftalsperre ist es der „Wild-Wechsel“, auch auf dem japanischen Matsudagawa dam ist das „Hanazakari“ zu sehen. Und jetzt gesellt sich Elbingerode im Harz zur „Kunstsammlung“ von Klaus Dauven.

Der Anfang ist gemacht: Der erste Schmetterling ist eingeflogen

Industriekletterer als „Kunstmaler“

Die 34.500 Quadratmeter „große Leinwand“. Im Vordergrund die Hängebrücke-

All diese Kunstwerke und noch einige mehr passen in keine Galerie, finden in überdimensionaler Größe an Staumauern von Talsperren statt. Dauven benötigt für seine Arbeiten keine Farben, sondern einen möglichst schmutzigen Untergrund, Hochdruckreiniger und schwindelfreie Helfer. Denn es handelt sich um sogenannte Reverse Graffitis, dem Kontrast von gereinigter und ungereinigter Fläche. Möglichweise sind einige der oben genannten Graffitis längst Vergangenheit, denn die Aktion stoppt nicht die Verschmutzung, sondern unterbricht sie lediglich für eine gewisse Zeit.

Frisch und in voller Pracht aber locken Dauvens Kunstwerke auf der Staumauer der Rappbodetalsperre im Harz die Besucher an. Sie ist Deutschlands höchste Trinkwassertalsperre 460 Meter lang und 75 Meter hoch, und inzwischen Dauvens siebte „Staumauer-Leinwand“. Möglichweise ist sie auch sein Publikum wirksamstes Werk. Denn die Talsperre ist eine Touristenattraktion. Von der Hängebrücke davor springen Bungee-Jumper herunter, im Minutentakt sirren Touristen an einer Zipline hängend über mehr als 450 Meter Länge in die Tiefe, immer der Wasseroberfläche zu.

Eine der meistbesuchten Touristenattraktionen im Harz ist aber vor allem die 2017 eröffnete Hängebrücke, die sich parallel zur Staumauer hoch über das Tal spannt. Die schwankende, nur rund 1,20 Meter breite Konstruktion aus Stahlseilen und Gitterrosten gilt mit einer Länge von 483 Metern und einer Spannweite von 458 Metern als eine der längsten Fußgängerhängebrücken der Welt.

Auf der Talseite der Mauer schwirren jetzt aber Schmetterlinge der Gattung „Kleiner Eisvogel“. Zwar nicht so bunt, wie in der Natur, dafür aber in überdimensionaler Größe. „Bei meiner Motivwahl lasse ich mich immer von den Gegebenheiten vor Ort inspirieren. An der Talsperre sind mir die Freizeitaktivitäten in der Luft aufgefallen: Aus allen Richtungen scheint jemand 'angeflogen' zu kommen. Hinzu kommt, dass ich im ländlichen Raum grundsätzlich mit Naturmotiven arbeite“, erklärt der Künstler Klaus Dauven seine Motivwahl. Wichtig sei ihm auch der ökologische Gedanke gewesen, da der „Kleine Eisvogel“ vom Aussterben bedroht ist.

Seit gut einem Jahr arbeitet der Künstler mit dem Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt (TSB) zusammen. Geschäftsführer Burkhard Henning erhofft sich durch die Kunst einen weiteren Anziehungspunkt für den Harz, denn so nah wie hier, mit der Hängebrücke davor, komme man den Graffiti sonst nie. Und für den Reinigungsspezialisten Kärcher ist es ein weiteres Highlight im Rahmen seines Kultursponsorings.

Um die Zeichnung anzubringen, wurde ein Team von Spezialisten zusammengestellt: Darunter Industriekletterer, die sich von der Dammkrone abseilen und etwa 1 100 Ökomarker auf der verschmutzten Oberfläche anbringen. Unterstützt werden sie von Vermessungstechnikern, die vom Boden aus die entsprechenden Stellen an der Wand mithilfe von Lasertechnik markieren. Im zweiten Schritt arbeiten die Kletterer mit Hochdruckreinigern nach dem Prinzip „Malen nach Zahlen“ das Motiv aus dem Schmutz, bestehend aus Moos, Flechten und Pilzbewuchs, heraus. Bei den Arbeiten würde besonderer Wert auf ein nachhaltiges Vorgehen gelegt: Das Wasser kommt aus dem Staubecken und der Strom vom Wasserkraftwerk der Staumauer, betont Burkhard Henning.

Seit Mitte Juni 2024 kann das Kunstwerk von jedermann bestaunt werden, entweder von der schwankenden Hängebrücke aus oder vom sicheren Boden im Tal.


Der Plan, den der Künstler Klaus Dauven für sein Graffiti vorbereitet hat, sieht aus wie eine Vorlage für „Malen nach Zahlen“. 1400 kleine Punkte deuten die Umrisse von Flügeln an. 1997 entdeckte er die Technik des „Reverse Graffiti“, bei der er Zeichnungen mit einem Staubsauger oder einem Hochdruckreiniger erstellt, indem er Patina entfernt.Mehr über ihn: https://www.klaus-dauven.de/

Der Reinigungsgeräteherstellers Kärcher und sein Kultursponoring

Fotos: Kärcher / Talsperrenbetrieb Sachsen-Anhalt

Die Rappbode-Talsperre oder Rappbodetalsperre ist eine von 1952 bis 1959 errichtete, aus Talsperre, Wasserwerk, Wasserkraftwerk und Stausee bestehende Stauanlage im Harz, die besonders im Stadtgebiet von Oberharz am Brocken im Landkreis Harz in Sachsen-Anhalt liegt.

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