Mobiles Badezimmer für Wohnungslose
In Hannover leben derzeit etwa 500 Menschen ohne festen Wohnsitz und weitere 5 000 in prekären Wohnverhältnissen, also zum Beispiel in Notunterkünften oder staatlich finanzierten Wohnheimen. So zumindest die offizielle Statistik. Gleichbedeutend ist das mit gravierenden hygienischen Defiziten.
Denn adäquate Angebote zur Körperhygiene sind rar und oft weit entfernt von den Aufenthaltsplätzen der Betroffenen. Für den Hannoveraner Malteser Hilfsdienst in der modernen Wohlstandgesellschaft ein unhaltbarer Zustand. Als Antwort darauf haben die Malteser, gefördert durch die niedersächsische Landeshauptstadt Hannover, das Projekt „Mobalni“ ins Leben gerufen, ein mobiles Badezimmerangebot, das seit April 2024 in Hannover unterwegs ist. Ziel des Projektes: Menschen auf der Straße eine grundlegende Ressource zur Verfügung zu stellen: den Zugang zu sanitären Einrichtungen mit sauberem Wasser. Im dem mobilen Badezimmer der Malteser Hannover bekommen obdach- und wohnungslose Menschen auch Hygieneartikel, frische Unterwäsche und können in Ruhe duschen.
Vorbild war „GoBanyo“, ein umgebauter Linienbus, der bereits seit Dezember 2019 in Hamburg unterwegs ist. Es war zunächst ein soziales StartUp, ins Leben gerufen von Dominik Bloh. Der Bestseller-Autor war jahrelang selbst obdachlos und kennt die Nöte und Sorgen von Menschen ohne festen Wohnsitz. Er sammelte fast 170 000 Euro für das Projekt „Waschen ist Würde“ ein, das er mit Partnern aus der Wirtschaft und etwa 3 500 Bürgern aus ganz Deutschland realisierte.
In Hannover ist jetzt eine knapp 19 Meter lange Kombination aus LKW und Anhänger unterwegs. Der Anhänger ist ausgestattet mit drei Badezimmern, jeweils mit Dusche und Toilette. Eines der Bäder ist durch einen Lift zugänglich und komplett barrierefrei. Auch hier gab es reichlich materielle Unterstützung aus der Wirtschaft, unter anderem auch aus dem Saarland. So leistete die Villeroy & Boch AG einen Beitrag von 1 500 Euro für die Ausstattung mit Sanitärprodukten, Keramik, Armaturen und Haltegriffe für das barrierefreie Badezimmer. Für Constantin von Boch, Leiter Projektvertrieb Deutschland bei Villeroy & Boch, der die Zusammenarbeit des Unternehmens mit dem Projekt „Mobalni“ initiierte, war es ein Anliegen „nachhaltige Lösungen für drängende gesellschaftliche Probleme zu finden“.
Die Malteser stehen mit ihrem mobilen kostenfreien, umfassenden Hygieneangebot an vier Tagen in der Woche an drei festen Standorten in der Stadt. So fährt das mobile Badezimmer an vier Tagen drei innenstadtnahe Plätze an: montags den Georgsplatz, mittwochs und freitags die Augustenstraße und am Donnerstag den Goseriedeplatz. Jeweils von 10 bis 14 Uhr stehen dann drei Badezimmer des Duschanhängers für jeweils 20 Minuten den Duschgästen zur Verfügung, donnerstags auf dem Goseriedeplatz von 10 bis 12 Uhr ausschließlich für Frauen.
https://www.malteser.de/aware/engagement/mobalni-mobiles-badezimmer-fuer-obdachlose.html
https://www.villeroyboch-group.com/de/
Fotos: © Malteser, Villeroy & Boch, Wille Fahrzeugbau